Vom Welt Weit Wissen Kongress in Bonn 2016

Ich war vor zehn Tagen auf dem Welt-Weit-Wissen-Kongress in Bonn. Dort wurde mir erneut klar: Die Grundlage aller Aktivitäten ist ein offener, ehrlicher Kontakt zwischen uns Menschen. Ohne eine tiefgreifende, respektvolle Kommunikation werden viele unserer Mühen, die Welt zu verbessern, verpuffen. Die Zeit falscher Rollenspiele und künstlicher Funktionärsdenke muss enden. Und das tut sie Gott-sei-dank auch. Der Wandel beginnt bei unserer Haltung, die wir gegenüber uns selbst, der Welt und unseren Mitmenschen einnehmen: einer authentischen Haltung, voller Respekt - ja voller Liebe.

Besonders klar wurde mir das in Workshop 4 - Lust auf mehr! Globale Neugier wecken bei bildungsungewohnten Zielgruppen. Zwei Heldinnen des Alltags berichteten von ihrer Arbeit mit Menschen, die aus dem Bildungssystem gefallen sind, weil sie nicht normal genug sein konnten, um den Forderungen des Systems gerecht zu werden. Dass es tatsächlich Schuld des System ist, und nicht die der Schüler, nicht deren Unwillen gegenüber der Schule zuzuschreiben, zeigt die Arbeit der beiden Frauen. Sie erleben jeden Tag: Menschen haben immer Lust, etwas zu lernen, wenn die Lernbegleiter sie in ihrer Eigenheit respektieren, sie dort abholen, wo sie gerade stehen, sie nicht als Objekte betrachten, sondern liebevoll mit ihnen umgehen.

Die beiden Frauen ermöglichen es Menschen zwischen 17 und 27 unter anderem den Hauptschul- oder den Realabschluss nachzuholen; mit Hilfe von Methoden des Globalen Lernens, mit Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Sie verwenden die gleichen Methoden wie andere Lehrer bei hochgebildeten Lehrerfortbildungen.

Auf meine Frage hin, was ihre Arbeit den nun speziell mache, antworteten beide: „Wir müssen uns noch ausführlicher den Menschen zuwenden. Das wichtigste ist, die Schüler_innen ernst zu nehmen, ihre Erfahrungen zu respektieren, ihnen Zeit zu geben, sie einzuladen und mit ihnen in Dialog zu treten. Mit viel Feingefühl lassen sich die Schüler_innen dann auf den Unterricht ein. Und schaffen die Schulabschlüsse.“

Entlang eines Oberthemas und vorgegebener Rahmenbedingungen werden die Schüler_innen mit Hilfe aktivierender Fragen dort abgeholt, wo sie stehen. Jedes Thema wird wiederum mit deren Lebensalltag zusammengeführt. Ich bin begeistert, wie genial diese Art des Unterrichts ist: Wissen erleben! Themen selbst diskutieren. Themen eigenständig mit dem eigenen Leben in Verbindung bringen. Ernst genommen werden. In die Selbstwirksamkeit finden! Seine wahren Bedürfnisse kennenlernen und darüber sprechen lernen. Eine wichtig Beobachtung ist: Die wahren, persönlichen Bedürfnisse sprechen nicht nur Schüler kaum aus, sondern auch Universitätsdekane haben Schwierigkeiten damit. Darum wirken die Methoden bei Kindern genauso wie bei Erwachsenen, die mitten im Beruf stehen.

Rumi, Mandela und das Licht

Ich war in ewiger Dunkelheit geboren.
Ich sah das Licht, ich hatte Angst.
Ich habe geweint.

Mit der Zeit lernte ich im Licht zu leben.
Ich sah die Dunkelheit, ich hatte Angst.
Es kam der Tag, da habe ich meine Lieben in die Dunkelheit gesandt.
Ich habe geweint.