Folter mit Jazz

(Bild: SIMON PRADES)

Der Jazz sollte fernab von Gefrickel sein, stand auf der Ankündigung. Sogar geeignet zum Abtanzen. Das war ein Irrtum. Entweder der Autor hatte die falsche Musik gehört, oder, was wahrscheinlicher war, die Musiker hatten den Text geschrieben. Es war Fragezeichen-Jazz und Gefiepse. Die Blasinstrumente kannten nur falsche Töne oder spielten Tonkaskaden ohne Mitleid.

Und genau darin offenbart sich das Problem des akademischen Jazz. Er scheint nicht für ein gewöhnliches Publikum gespielt zu werden. An diesem Abend sogar ganz offensichtlich nicht: Es war das Abschlussprüfungskonzert eines Musikakademikers.

In der Bar, wo das Folterkonzert stattfand, versammelten sich dürre Studenten, bärtige Professoren, blasse Profimusiker und noch blassere, selbst ernannte Jazz-Kenner. Sie saßen in Stuhlreihen. Die Hände auf den Schenkeln. Die Blicke stur auf die Musiker gerichtet. Noch ein Fehler.

Wer Jazz mag, darf nicht hinsehen müssen. Die Bewegungen der meisten Instrumentalisten erinnern, insbesondere wenn Sie ein Solo improvisieren, an epileptische Anfälle. Sie geben der Musik etwas unverdient Krankhaftes das jegliche humane Ästhetik beleidigt.

Ach, mache ich den Eindruck, ich möge keinen Jazz? Das ist falsch. Ich mag keine musikalischen Masturbationssessions, bei denen Solisten das Publikum vergewaltigen und ich gezwungen bin zuzusehen.