Grunzätzlich


"Mir ist Deutschland zu rückständig. Ich geh nach Österreich", teilten mir meine Gedanken vorhin mit. "Wieso das denn? Sind die Österreicher fortschrittlicher?" kam ich mit ihnen ins Gespräch. "Ja, sind sie. Sie sind wie die Kalifornier, nur mit Bergen, ohne Meer und Hitze, ohne Hollywood aber mit Bergen, ohne Meer und Hitze, dafür ohne Hollywood und ohne Meer aber mit Bergen, wo Bienen fliegen. Also wie du siehst, sind sich die beiden Länder sehr ähnlich." Ich rollte mit den Augen, um meinen Gedanken zu zeigen, für wie absurd ich sie hielt. "Haben wir eine Chance, dass du mitkommst?" fragten sie mich. "Ja, eine gibt es", gestand ich. "Ihr müsstet mir drei relevante Lebensthemen nennen, bei denen die Österreicher fortschrittlicher sind als wir Deutschen." "Alles klar," meinten meine Gedanken und gaben mir die Hand. "Abgemacht!"

Drei Nanosekunden später erkannte ich die Beweise:
1. Österreich hat mehr regenerative Energien und die dafür nötigen Techniken am Start.
2. In Österreich sind schamanische Rituale legal.
3. Österreich hat tolle Second Hand läden, sagt meine Mama.

Ich bin überzeugt und packe schon. Wer kommt mit?

Kann ich auch!

Das hätte ich auch hingekricht, sagt sich so leicht. Blöd nur, dass Picassoses schnellen Strichwischen einige Jahrzehnte handwerklich astreiner Schaffensart voraus gingen. Trozdem ist der Trend seltsam, Gestaltung aussehen zu lassen, als könnte man es nicht besser.

Ich kann es auch wirklich nicht besser. Aber so, als könnte ich es besser, krieg ich es auch nicht hin. Und das mach ich jetzt einfach mal: So - siehe Bild - sieht es also aus, wenn ich so tue, als könnte ich etwas nicht, tue aber nicht so, als könnte ich es besser, und mache es trotzdem. Wem die Geschichte, die das Bild zeigt, nicht auf den ersten Blick ins Gehirn geschossen kommt, dem sei noch kurz mit einer prufessinalen Interpunktion geholfen:

Das Bild dokumentiert auf harmonische Weise die Lebendigkeit der modernen Kunstrichtung, die unter keinem Begriff bisher komplett oder ansatzweise begrifflich erfasst niedergeschrieben werden konnte. Alle Elemente, des Bildes, erinnern stark an Einflüsse aus anderen, stilprägenden, epochalen Stilrichtungen einer bestimmten Richtung, die vor der Wende zur modernen Prägung  wahrgenommen worden hätte sein können. Es dann aber während des Krieges nicht schaffte. Und auch später nicht bis zu Existenz vordrang.

Wahrnehmung kann man wahrnehmen

Im oberen Bildabschnitt, oberhalb des unteren Bildabschnitts, sieht der Betrachter mit seinen Augen betrachtend das mystische Motiv des lebendigen Mondes. Deutlich ist, dass dem Ebendiesem durch die postfrühindustrielle Errungenschaft, der Kettensäge, querschnittsgeteilt in den Ganzkörperkopf gesägt wird.

Unterhalb der mittleren Mitte vermag der Betrachter vorerst zu schmuzeln, bevor er erkennt und erstarrt, um gleichwohl direkt im Anschluss wiederwillig zu verschwinden, um blinzelnd wahrzunehmen, dass es tatsächlich sich jawohl um eine Art stelzbeiniges Geflügeltier handeln muss, welches der Maler im Sinne hatte abzubilden - um der Biologie wegen.

In der Bewegung erstarrte dynamische (hier fehlt ein Wort, glaube ich - bitte prüfen)

Im Gesicht des Fahrers des kleinen Traktors, der gefährlich auf das Bauernhaus mit schnuckeligem Kräutergarten zudonnert, spiegelt sich, ganz offensichtlich, die Verzweiflung einer ganzen Generation.

Auffallend ist, dass das gesamte Kunzwerk mit nur einem einzigen eigenen Filzerstift aus türkisfarbener Vollfarbe entwickelt und umgesetzt ist. Ja einfach ist.

Nicht zuletzt zum Rand des Bildes kommend: Am linken Bildrand erkennt das geübte Auge des gebildeten Kunstkenners das Symbol des kackenden Arsches mit noch schwebender Kackwurst, deren Dynamik dem Bild seinen strahlenden Charakter nahezu aufdrückt.

Für Kenner: Bild oben ist nicht Original, sondern Fotografie des Originals. Das Original ist selbst das Original. Und das Foto wiederum ist das Original-Foto des Original-Bildes, das hier natürlich nicht im Original, weil kopiert, zu sehen ist.

Wie geil ich fotografieren kann, habe ich also auch schon gelegentlich gezeigt. Aber hey, ich kann auch noch ein paar Fotos hochladen, die voll unkonventionell sind, wenn mich jemand zwingt. Aber vorsichtig übrigens. Geld ist kein Zwang. Für Geld mach ich nur Sachen, die freiwillig Spaß machen.

P.S. Für Die Taille Liebhaber: Die beiden Punkte auf dem Bild haben keinen wahrhaftigen Sinn. Sie sind fröhlich ins Geschehen geschwappte Eigenheiten.

Lach nicht zu früh, Spacko!

"Es ist ja oft so, dass Menschen, die ihre Arbeit ernst nehmen, über saublöde Witze lachen; es ist, als litten sie an Humorunterversorgung und infolgedessen an vorzeitigem Lacherguss."
Rob in High Fidelity
Immer schneller immer lauter immer besser. Fuck. Erst vor kurzem stand im Spiegel ein langer Artikel über die Kraft introvertierter Menschen. Über die, die auch nicht die schnellsten und spontansten Sprecher sind. Sie sagen oft weniger als die, deren Mundwerk schneller klappert als Blitze im Gehirn Gedanken vernetzen. Aber bei zu großer Geschwindigkeit verhindert das Fehlen der Zusammenhänge den Tiefgang. Dabei muss doch niemand sofort auf alles reagieren. Außer denjenigen, die es müssen, weil wir sie dafür bezahlen, weil es bei uns diesen großen Hang gibt, sich mit dem Gelaber Andere zu betäuben. Einfach mal die Fresse halten ist auch ganz cool. Die Gedanken sortieren und das bescheuert freundliche Grinsen unterdrücken, das zeigen soll, wie aufmerksam man ist und wie ausgesprochen lilarosablau fröhlich.

Vielleicht war es gar nicht lustig, was gesagt wurde. Vielleicht findet man es selbst überhaupt nicht komisch, wenn man drüber nachdenkt, und lacht nur, weil man höflich sein will, die Anderen lachen, man verlegen ist, nichts rafft oder gerade doof wie Brot ist und es genießt. Dabei ist Brot gar nicht doof, wenn es mit Hingabe gebacken wird, Zeit bekommt und reifen kann. Verdammte falsche Freundlichkeit. Verdammtes Geplapper. Hör auf zu lachen und sei mal ehrlich, Mensch. Dann hat nämlich auch der Humor wieder Raum. Der ist nämlich sensibel. Dann kann das Lachen wieder atmen und das Brot duftet wieder.