All I Nied


„Das ist eine typische Karte von einem Designer“, musste der Geograph in mir sagen.
„Sieht schön aus, ist aber kaum zu lesen. Woher kommen wir? Wohin sollen wir?“
Die Frau war am Steuer und neben dran ein Ungeheuer. Ich war gerade dabei, die gute Laune zu verbrennen, als ich mich erinnerte, heute schon schlau gehandelt zu haben.
„Ich habe eine echte Karte mit der Wegbeschreibung ausgedruckt im Sack. Soll ich sie rausholen?“
„Nein, gib einfach den Straßennamen in das Navi ein.“
„Der liegt schwarz auf weiß zwischen meinen Beinen“, sagte ich und warf meinen Kopf gegen die Stütze.
„Kritisiert du etwa meine Fahrweise?“ schallte es von links.
„Nein, Herrgott, ich habe Hunger und mir ist heiß. Die 35 Grad da draußen, machen mich fertig. Also bring uns einfach ans Ziel.“
„Ist ja gut. Hast du die Karte?“
Ich holte sie aus der Tasche, gab die Straße ins Navi ein und wir hörten:
„Für ihre Route wird gebetet.“
„Danke“, schnauzte ich zurück. „Auch das noch.“ Ich dreht mir eine Zigarette, rauchte und ignorierte die Zeit.

Die weitere Fahrt verlief weiter, ohne zu verlaufen. Das Ziel, Flo's Geburtstagsparty, war außerhalb aller Örtlichkeit, am Rande Deutschlands, ja, um Himmelswillen, beinahe in Frankreich.
„Sind wir bald da? Ich dachte, du weißt, wo das ist?“ sprach die Fahrerin mit dem Ungeheuer, dem langsam der Saft ausging.
„Ich weiß ungefähr, wo es ist. Aber weiter als bis hier, war ich auf diesem Feldweg noch nie. Wir werden es schon finden.“
Der schwarze Wagen brachte uns mit klingendem Popschrott und verklimatisiertem Fußraum an Schreberlichtungen vorbei langsam Richtung Ausland. In Frankreich reichte es uns.
„Hier ist es bestimmt nicht. Der feiert doch nicht im Ausland. Komm wir drehen um. Nein, halt. Erst steigen wir aus und atmen Auslandsluft.“
„Gute Idee“, sprach die Frau, stieg aus, hob den Rock und pinkelte neben das rechte Hinterrad des Wagens. Sofort verwandelte sich der wüste Parkplatz in eine Oase. Ich musste wieder rauchen und wünschte mir Sandalen.
„Meinst du, wir finden deine tollen Freunde? Oder sind die noch gar nicht hier?“ fragt die Frau mich vor mir hockend.
„Was soll ich denn darauf antworten? Soll ich dir Hoffnung machen? Soll ich ehrlich sein? Soll ich den Moment authentisch verbalisieren? Ruf doch mal an.“
„Ich habe kein Netz.“
„Na toll. Einen 600 Euro Apparat am Arsch der Welt in der Tasche. Wertlos. Freunde, die man nicht findet. Wertlos. Rohes Feisch das in Plastikfolie schwitz. Wertlos. Wenigstens sind wir nicht allein, sondern haben uns.“
Wir umarmten uns, und küssten uns so, wie Elefanten in der Wüste aus einem Wasserloch trinken. Hungrig setzten wir uns auf die trockene Wiese, Eingebung erwartend, Kühlung erhoffend.
„Was machen wir denn jetzt?“
Ich hatte große Lust, nichts zu machen. Aber da war nichts zu machen. Es musste etwas getan werden.
„Komm wir fahren wieder zurück. Irgendwo an diesem Weg müssen sie sein. Wahrscheinlich baden sie gerade.“

Das Tal war übersichtlich klein und flach. Von einer Seite zu anderen war es zwei Steinwürfe breit. Ganz sicher. Denn am rechten Rand, Flussabwärts blickend, floss der Fluss, die Nied, das Naherholungsflüsslein der Region Saarlouis im Saarland an der Saar. Am Flussufer standen große Flussbäume. Zwischen uns und dem Fluss lagen Wiesen, aufgeteilt in Eigentumsareale und Besitzbereiche. Hecken und Baumreihen zogen Grenzen. Auf der anderen Seite der Wiesen, gegenüber des Flusses, war die Straße. Auf der fuhren wir. Raus aus Frankreich, eigentlich schon auf dem Weg raus aus dem Tal, Richtung Sibirien. Links von uns zog sich ein Streifen mit Schrebergärten am Hang entlang. Mit Parzellen mit Wohnwägen, Hütten und Feuerstellen. Ich träumte von Gletscherwasser. Endlich, nach einigen Metern in der Sommerhitze hörten wir aus einer der Lichtungen das Glühen einer Zigarette und Gelächter.
„Hier muss es sein. Lass parken und baden gehen. Ich muss eine Schildkröte fangen.“
Die Frau stellte das Fahrzeug an den Waldrand und schwebte aus der Tür. Im Nu hatten wir, na? Klar. Wir hatten die Badehose an, rannten über die Wiese, zertraten Grashalme, sprangen ins Nass wie Sprungfrösche, schwammen im Wasser wie Schwimmfische, hüpften nach draußen wie Hüpfspringer, hampelten zurück über die Wiese wie Hampelinge und fanden uns wieder, Hand in Hand am Tisch sitzend, uns unter dem Tisch küssend, während Flo eine Gruppe Gäste versammelte, Gänse herumflogen, Bier herumlag, Rauch vorbeihuschte und Musik verschwamm. Das war, was ich brauchte. Der Wahnsinn tat gut. Ein freies Wochenende mit Leuten, die Frisbee spielten, Schwenker schwenkten und so viel Quatsch redeten, dass mir der Kopf quoll. Das machte mich glücklich. Irgendwer wollte ein Foto machen. Eine Gästin meinte:
„Wir setzen uns alle in das Zeltdings da, oder was das ist.“
Alle anderen fünf waren begeistert, jubelten, kreischten. Jens holte Anlauf, sprang und wurde auf Freude und den Händen der Menge getragen.
Sechs Leute krochen in das kleine Anti-Moskitozelt. Jens, oder wie er hieß, ging hinter Martina, oder wie sie hieß, in die Hocke.
„Hey, wie heißt du noch gleich?“
„Wer bist du denn überhaupt?“
Diesem Witz fiel der Humor zum Opfer. Lachen erscholl. Die fröhliche Gruppe war bereit. Florian Luxenburger kniete, guckte und klickte.

Einen Moment, bitte.

Die Ankunft
Der motorisierte Mitarbeiter sollte mich um neun am Bahnhof abholen. Doch er kam nicht. Also nahm ich, nachdem ich einen Kaffee geschlürft und die Menschen, die am Bahnhof in der ersten Sonne der Woche in luftigen Kleidern vorbeigingen, für fröhlich befunden hatte, seine Nummer recherchiert hatte und erfahren hatte, dass er im Stau stand, den Bus zum Campus der Fachhochschule hoch oben in Weingarten. Dort stehen die Campusgebäude verteilt zwischen Seen, Wäldchen und Burgresten.

Die Natur-Uni
Um vom Hauptgebäude zur technischen Fakultät zu gelangen, und man gäbe die Webbeschreibung per Telefon durch, wünschte man sich, einer liefe auf den Wegen entlang und mache nach kindlicher Art der Schnitzeljagt Pfeile auf die Straße, so ob er Kreide zur Verfügung hätte, sonst kratze er sie in den Kies, so verwinkelt und zerpflückt stehen die lehrreichen Gebäude.

Die Innenstadt
In der Innenstadt sitzt das Volk auf vorbildlich verkehrsberuhigten Plätzen zwischen mittelalterlichen Fachwerkhäusern mit wundervoll geschwungenen Zeichnungen und Ornamenten auf der Fassade. Ab und zu darf ein Bus über den Platz fahren, als Zeichen gegen den vermeintlichen Segen der individualisierten Mobilität, mit dem Gedanke: Nur wir fahren Sie vor die Türe.

Die Bar am Markt
Das erste Bier hatte mich schon redselig gemacht, die Freizeit schon unkonzentriert. Ich hätte gerne mehr erfahren von der Dame, die diese Bar schon seit Dreißig Jahren führt, wie sie mir in einem kurzen Nebensatz verraten hatte, wo ich doch hier heute zum ersten Mal in meinem Leben war und Leibinger Bier trank. Eigentlich hatte ich sagen wollen, wie sehr mir Ravensburg gefällt, und dass seine 50.000 Einwohner es schafften eine fröhliche, hübsche Stadt zu beleben. Aber es kam anders.

Die Bierwirkung
Auf die Frage, wo ich denn her gekommen sei, antwortete ich mit einer kurzen, aber ausführlichen Erklärung meiner Anwesenheit, was weiter nicht schlimm gewesen wäre, hätte ich nicht einen unbedachten Satz über ihre Heimatstadt fallen lassen und damit das Gespräch beendet, irritiert über den charmanten Stolz auf eine Erwiderung großmütig zu verzichten.

Der Abschied
Doch bevor ich mich leicht verwirrt auf den Fußweg zum Bahnhof machte, trank ich mein drittes Bier, mit Blick auf die jungen Menschen, die vor dem weit geöffneten Fenster mit Frühling in den Augen vorbeigingen, mich an den Moment erinnernd, dessen unbedachter flotter Ton mich das Gespräch der Dame gekostet hatte.

Der große Gedanke
Wenn hier, immer so wie heute, die Sonne scheint, und ich diesen Job, so wie heute, weitermachen kann, ist es nicht weit bis ich mich dafür entschiede, in Ravensburg leben zu wollen, so gut gefällt mir die Stadt in diesem Augenblick der rauschenden Seeligkeit.

Grunzätzlich


"Mir ist Deutschland zu rückständig. Ich geh nach Österreich", teilten mir meine Gedanken vorhin mit. "Wieso das denn? Sind die Österreicher fortschrittlicher?" kam ich mit ihnen ins Gespräch. "Ja, sind sie. Sie sind wie die Kalifornier, nur mit Bergen, ohne Meer und Hitze, ohne Hollywood aber mit Bergen, ohne Meer und Hitze, dafür ohne Hollywood und ohne Meer aber mit Bergen, wo Bienen fliegen. Also wie du siehst, sind sich die beiden Länder sehr ähnlich." Ich rollte mit den Augen, um meinen Gedanken zu zeigen, für wie absurd ich sie hielt. "Haben wir eine Chance, dass du mitkommst?" fragten sie mich. "Ja, eine gibt es", gestand ich. "Ihr müsstet mir drei relevante Lebensthemen nennen, bei denen die Österreicher fortschrittlicher sind als wir Deutschen." "Alles klar," meinten meine Gedanken und gaben mir die Hand. "Abgemacht!"

Drei Nanosekunden später erkannte ich die Beweise:
1. Österreich hat mehr regenerative Energien und die dafür nötigen Techniken am Start.
2. In Österreich sind schamanische Rituale legal.
3. Österreich hat tolle Second Hand läden, sagt meine Mama.

Ich bin überzeugt und packe schon. Wer kommt mit?

Kann ich auch!

Das hätte ich auch hingekricht, sagt sich so leicht. Blöd nur, dass Picassoses schnellen Strichwischen einige Jahrzehnte handwerklich astreiner Schaffensart voraus gingen. Trozdem ist der Trend seltsam, Gestaltung aussehen zu lassen, als könnte man es nicht besser.

Ich kann es auch wirklich nicht besser. Aber so, als könnte ich es besser, krieg ich es auch nicht hin. Und das mach ich jetzt einfach mal: So - siehe Bild - sieht es also aus, wenn ich so tue, als könnte ich etwas nicht, tue aber nicht so, als könnte ich es besser, und mache es trotzdem. Wem die Geschichte, die das Bild zeigt, nicht auf den ersten Blick ins Gehirn geschossen kommt, dem sei noch kurz mit einer prufessinalen Interpunktion geholfen:

Das Bild dokumentiert auf harmonische Weise die Lebendigkeit der modernen Kunstrichtung, die unter keinem Begriff bisher komplett oder ansatzweise begrifflich erfasst niedergeschrieben werden konnte. Alle Elemente, des Bildes, erinnern stark an Einflüsse aus anderen, stilprägenden, epochalen Stilrichtungen einer bestimmten Richtung, die vor der Wende zur modernen Prägung  wahrgenommen worden hätte sein können. Es dann aber während des Krieges nicht schaffte. Und auch später nicht bis zu Existenz vordrang.

Wahrnehmung kann man wahrnehmen

Im oberen Bildabschnitt, oberhalb des unteren Bildabschnitts, sieht der Betrachter mit seinen Augen betrachtend das mystische Motiv des lebendigen Mondes. Deutlich ist, dass dem Ebendiesem durch die postfrühindustrielle Errungenschaft, der Kettensäge, querschnittsgeteilt in den Ganzkörperkopf gesägt wird.

Unterhalb der mittleren Mitte vermag der Betrachter vorerst zu schmuzeln, bevor er erkennt und erstarrt, um gleichwohl direkt im Anschluss wiederwillig zu verschwinden, um blinzelnd wahrzunehmen, dass es tatsächlich sich jawohl um eine Art stelzbeiniges Geflügeltier handeln muss, welches der Maler im Sinne hatte abzubilden - um der Biologie wegen.

In der Bewegung erstarrte dynamische (hier fehlt ein Wort, glaube ich - bitte prüfen)

Im Gesicht des Fahrers des kleinen Traktors, der gefährlich auf das Bauernhaus mit schnuckeligem Kräutergarten zudonnert, spiegelt sich, ganz offensichtlich, die Verzweiflung einer ganzen Generation.

Auffallend ist, dass das gesamte Kunzwerk mit nur einem einzigen eigenen Filzerstift aus türkisfarbener Vollfarbe entwickelt und umgesetzt ist. Ja einfach ist.

Nicht zuletzt zum Rand des Bildes kommend: Am linken Bildrand erkennt das geübte Auge des gebildeten Kunstkenners das Symbol des kackenden Arsches mit noch schwebender Kackwurst, deren Dynamik dem Bild seinen strahlenden Charakter nahezu aufdrückt.

Für Kenner: Bild oben ist nicht Original, sondern Fotografie des Originals. Das Original ist selbst das Original. Und das Foto wiederum ist das Original-Foto des Original-Bildes, das hier natürlich nicht im Original, weil kopiert, zu sehen ist.

Wie geil ich fotografieren kann, habe ich also auch schon gelegentlich gezeigt. Aber hey, ich kann auch noch ein paar Fotos hochladen, die voll unkonventionell sind, wenn mich jemand zwingt. Aber vorsichtig übrigens. Geld ist kein Zwang. Für Geld mach ich nur Sachen, die freiwillig Spaß machen.

P.S. Für Die Taille Liebhaber: Die beiden Punkte auf dem Bild haben keinen wahrhaftigen Sinn. Sie sind fröhlich ins Geschehen geschwappte Eigenheiten.

Lach nicht zu früh, Spacko!

"Es ist ja oft so, dass Menschen, die ihre Arbeit ernst nehmen, über saublöde Witze lachen; es ist, als litten sie an Humorunterversorgung und infolgedessen an vorzeitigem Lacherguss."
Rob in High Fidelity
Immer schneller immer lauter immer besser. Fuck. Erst vor kurzem stand im Spiegel ein langer Artikel über die Kraft introvertierter Menschen. Über die, die auch nicht die schnellsten und spontansten Sprecher sind. Sie sagen oft weniger als die, deren Mundwerk schneller klappert als Blitze im Gehirn Gedanken vernetzen. Aber bei zu großer Geschwindigkeit verhindert das Fehlen der Zusammenhänge den Tiefgang. Dabei muss doch niemand sofort auf alles reagieren. Außer denjenigen, die es müssen, weil wir sie dafür bezahlen, weil es bei uns diesen großen Hang gibt, sich mit dem Gelaber Andere zu betäuben. Einfach mal die Fresse halten ist auch ganz cool. Die Gedanken sortieren und das bescheuert freundliche Grinsen unterdrücken, das zeigen soll, wie aufmerksam man ist und wie ausgesprochen lilarosablau fröhlich.

Vielleicht war es gar nicht lustig, was gesagt wurde. Vielleicht findet man es selbst überhaupt nicht komisch, wenn man drüber nachdenkt, und lacht nur, weil man höflich sein will, die Anderen lachen, man verlegen ist, nichts rafft oder gerade doof wie Brot ist und es genießt. Dabei ist Brot gar nicht doof, wenn es mit Hingabe gebacken wird, Zeit bekommt und reifen kann. Verdammte falsche Freundlichkeit. Verdammtes Geplapper. Hör auf zu lachen und sei mal ehrlich, Mensch. Dann hat nämlich auch der Humor wieder Raum. Der ist nämlich sensibel. Dann kann das Lachen wieder atmen und das Brot duftet wieder.

Sinnvolle Fragen an Google

Kann ich allein in den Wald gehen?
- Nein, ich will keine Pilze sammeln.

Wann sterbe ich?
- Die Todesuhr sagt es dir.

Was macht mein Nachbar?
- Aha, er macht mich rasend.

Wie geht das?
- So.

Wann wache ich morgen auf?
- Scheiße, weiß Google nicht.

Was soll ich machen, wenn ich mich vergoogelt habe?
- Vielleicht Martin DX1 ae LH und HPL?

Wie lange ist das Internet?
- Beginn in der Hauptstraße 56.

Wo ist mein Pimmel?
- Haue ihn auf ein Holzbrett.

Fazit: Google ist nicht hilfreich.

Tophit seit 1.500 Jahren

Seit 1.500 Jahren auf Platz eins der buddhistischen Meditationscharts. Vielleicht ist es auf die Simplizität des Textes zurückzuführen, vielleicht auf das hypnotische Flöten der Klanggitarren, vielleicht auf die metaphysische Ausstrahlung der symphonischen Jodel-Intermezzos, vielleicht ist es aber auch einfach unerklärlich, warum dieser Welthit in allen Klostern Tibets seit über eintausendvierhundertneunundneunzig Jahren rund um die Uhr in allen Sprachen der Welt gesungen wird.

Vor Kurzem wurde bekannt, dass Rudolf "the Rednose" Steiner den Song im Jahr 1935 ins tänzerische übersetzen ließ. In Namibia gab es daraufhin eine Windrose, die einen Großteil des Landes in eine Gürtelwüste verwandelte.

Nicht nachgewiesen haben amerikanische Wissenschaftler vor einigen Monaten, dass der Song schlechte Laune verbreitet. Deshalb wurde er auch noch nicht verboten, sondern von der internationalen Frühstücksmusikversammlung Anfang des Jahres 2013 auf Toastbrot veröffentlicht.

Ich möchte einen Ausruf anfügen, der zur weltweiten Sammel-Chillung auffordert, dessen Ursprung mir vollkommen unklar ist, mir aber klar ist, dass ich ihn weitergeben muss, wie meine Omani mir gestern im Traum mitteilte: Om Mani Pad Me Hum (Man spreche des tibetischen mächtig: Om Mani Pemme Hung.) - hohoho (auf tibetisch: hoh hoh hoh). Namastee! (Achtung: Nur dreiundzwanzig Minuten ziehen lassen).

Om Mani Pad Me Hum

Echt lebendige Kühe

Webcam im Kuhstall - Kuhstallalltag rund um die Uhr. Seit Januar 2006 können Sie rund um die Uhr zuschauen, wie Kühe sich bei Tag und Nacht bewegen, mit wem oder was es der Landwirt im Kuhstall alles treibt und mit was für einem Glück Kälber geboren werden.

Woher kommt die Milch? Wieso gibt es Milch? Wie leben Kühe unter Beobachtung? Was lesen sie abends? Wie bestelle ich eine Nachgeburt? Wie tief kann ich sinken?

Schauen Sie doch mal herein! Die Familie Kräubler im ländlichen Hohenstraub hat sich bereit erklärt, eine Kamera in ihren Stall zu halten, die Einblicke in das kreative Leben im Kuhstall gewährt. Seien Sie total gespannt und entdecken Sie das wahre Leben wilder Tiere.

Zum Stall des Wahnsinns!

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Hipster


Im belgischen Viertel in Köln begegnen mir zwei modisch gekleidete Männer um die 25 mit Schnurrbärten und großen Brillen. Der eine sagte zum Anderen, nein, auf dieses Party gehe ich nicht, da werden nur Hipster sein. Dem sechzehnjährigen Jungen zu Folge, den ich nach einer Definition frage, ist der rappende Pandabär Cro das Paradebeispiel für einen Hipster. An der Ubahn-Haltestelle beschimpft ein Jugendlicher seinen Kumpel als Scheiß Hipster.

Sind Läden, in denen gestrickte Wollwärmer für Fahrräder und eigenhändig gefilzte iphone-Schutzhüllen verkauft werden, Hipster-Läden? Sind Männer, die ihre engen Jeans in Stiefel stecken, Hipster? Sind Mädels, deren riesige Brille ständig nach vorne rutscht, Hipster?

Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Und wir wollen ja nicht verallgemeinern. Aber wer oder was ist denn nun ein Hipster? Diese Frage haben sich anscheinend auch andere gestellt. Bei Suhrkamp gibt es ein hipstermäßig neongrünes Buch mit dem Titel Hipster – eine transatlantische Diskussion.

Darin steht: „Um die Diskrepanz zwischen diskursiver Omnipräsenz und begrifflicher Unterbestimmtheit zu reduzieren, hat die New Yorker Kulturzeitschrift n+1 dem Hipster am 11. April 2009 eine Tagung an der New School gewidmet.“ Die in dem Buch zusammengefassten, bahnbrechenden Erkenntnisse, die natürlich nur eine Annäherung an die krumme Realität sein können, versuche ich zu erlesen:

Fakt Nummer eins: Hipster gab es offiziell von 1999 bis 2011. Alles was danach noch Hipster sein will, ist noch uncooler als sowieso schon. Fakt Nummer zweieinhalb: Hipstermenschen sind wohl eher jung. Fakt Nummer drei: Der Begriff kommt aus den 1950ern. Meinung Nummer eins: Voll panne.

Erste Offenbarung: Hipster „verehren die Gewalt, den Instinkt und die Widerständigkeit der weißen Angehörigen der Unterschicht oder der Menschen der Provinz.“ Meiner Meinung wertet das die Unterschicht-Menschen und Provinzler auf, während es den „Anwender“ eher bis total abwertet. (Was nicht wertend gemeint ist.)

Zwischen-Aaah: Hipster sind ironisch. Zwischen-Zweifel: Bin ich deshalb auch ein Hipster? Musikalischer Fakt: Hipster hören Belle and Sebastian und The Strokes. Ogott! Dann gibt es es ja ziemlich viele davon. Knaller-Fakt: Hipster sind nur „hippe Konsumenten“ und der Hipster an sich schafft per definitionem keine echte Kunst. „Trittbrettfahrer, Poser, Kunstliebhaber und Fans“ werden sie genannt. Ich füge hinzu: Versager und Dummlappen, Modeopfer und Pseudocoole.

Den Mittelteil des Buches überspringe ich wegen Gefahr der Verlangweilung.

Hinten im Buch, auf Seite 188 zitiert ein Autor einen Kommentar zu einem Artikel aus der Süddeutschen Zeitung aus dem Jahr 2010. Ich zitiere das Zitat: „Kleiner Kommentar: Der Hipster, den du beschreibst, das ist der bourgeoise Vorortopportunist mit einjähriger Mitte-/Williamsburg-Auszeit. Also die Hassfigur schlechthin. Thelonious Monk, James Murphy, Alejandro Jodorowski, Miles Davis, Zappa, Picasso, Basquiat, Malcolm McLaren und all die anderen waren aber Anarchos, Outsider, die von Mittehipsterdeppen nicht verstanden und gehasst worden wären. Klar. Also die „Hippster“ von heute sind eben nicht in Mitte. Da sind nur die Opfer von Häberlein & Maurer. Aber darauf lief es hinaus, oder? Fuck Hippnes“

Weiter geht es recht klug: Dem Autor nach hatte Hipness früher etwas mit Kultur zu tun, heute reichen wenige Insignien, wie Taschen, Brillen oder Bärte aus, um hip zu sein. Das ist doch arm, oder? Auf Seite 190 geht es weiter: „Dieser Hipster hat allen alten Glanz verloren, er ist eine mehr oder weniger lächerliche, auch tragische Figur geworden, der der Distinktionswahn den Blick dafür verstellt hat, was für eine uniformierte und alberne Gestalt er eigentlich ist.“ Volltreffer. Meiner Meinung nach.

Neben allen, selbstverständlich vorurteilsfrei verallgemeinerten, äußerlichen Details, ist der Hipster „substanzlos, extrem konsumaffin“, nervig und mit Sicherheit kein Intellektueller, sondern ein unreflektiert verallgemeinernder Schubladenmensch. Ach, ein Künstler ist er natürlich auch nicht.

Und dann kommt endlich, nach gefühlten tausend Seiten Definition, die letzte, entscheidende Frage: Woher kommt der Hass? Hier erwähne ich auch gerne den Namen des Autors: Jens Christian Rabe. Ich finde, er stellt die richtige Frage.

Welche Antwort er gibt, weiß ich auch nicht. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren, denn ich muss schon wieder weiter, weiter nach vorne, auf zum neuen Shit. Sich mit Hipstern beschäftigten ist out, ich muss wissen was abgeht, wo der neuste heiße Scheiß angespült wird. Ach schau! Dort. Aus dem maroden Spülkasten dieses historischen Klosetts kommt etwas. Cool. Und es sammelt sich in dieser Porzellanvase. Yeah! Ob ich das gemeinsam mit mir aufs Foto kriege? Ich muss nur meinen Kopf ganz nah rankriegen. Ja. Es geht. Jetzt schnell posten und endlich kann jeder sehen, wie geil Scheiße aussieht, wenn …. halt, warte Mal! Das ist ja total albern. Schnell noch ein ironischer Spruch dahinter. Wie wäre es mit: Das ist mein Klo, wie ich meinen Kopf reinstecke. Verstehen die Leute das?