Im Schlürf

Ich fange also an nachzudenken. Da kommt eine SMS in Versalien. Sie empfiehlt mir zwei Songs von einem müden Sänger. Zack! Yougetubed und schon läuft es. Der Sänger scheint müde zu sein, obwohl er gut singen kann. Das versteh ich nicht. Warum freut der sich nicht? Das versucht mich in meiner Kreativität zu erschüttern, schafft es aber nicht, weil seine Texte mich zerflexen. Sie klingen tiefsinnig und weltschmerzlich. Aber ich spiele den Worten ein Schnippchen und schalte mein Verständnis der englischen Sprache aus. Das strapaziert meine Konzentration. Ich ermüde. Dann dauert es nur noch ein paar Sekunden und ich will nur noch Schweigen und mit Florence im Ohr alleine sein. Denn nur Florence hat den gleichen Waldköniginnen-Kriegsgesang wie ich, wenn ich ganz still bin. Aber jetzt ist der Mann mit seiner Stimme links und rechts an meinem Kopf und singt wie ein Bär kurz vor dem Winterschlaf: „Ich hab wahrlich schon viel gelebt, junger Padabär. Lass uns ruhen. Lange ruhen.“

Und dann würde sich die Padabärfamilie kerzlich am Ofen treffen, Wintertee trinken, sich das Fell graulen und schon tief und fest schlafen, wenn das Feuer nur noch glimmt. Vielleicht träumen sie dann von großen, hölzernen Wikingerschiffen, die stolz, unter vollen Segeln durch weite Wolken segeln. Von der Sonne beschienen. Mit wehenden Fahnen. Sie sehen starke Bären an Rehlingen stehen während große Bärinnen steuern, die Leinen raffen und die Richtung halten. Sie würden von Vögeln träumen, die wild um die Flotte fliegen und mit kehligen Rufen den Winter beschwören, der kurz davor ist, das Land einzunehmen, um es mit seiner dunklen Kälte zu befrieden. Aber vielleicht träumen Bären gar nicht von Wikingerschiffen sondern von japanischen Bienen, die Harfe spielen? Oder von Social Media Kampagnen zur Vermarktung von stromlinienförmigen Flug-U-booten. Apropos Social Media? Da war doch was. Augen auf und arbeiten, Junge! Also Stift in die Hand, Papier auf den Tisch und los geht’s!